Freitag, 24. April 2015

Die Wahrheiten des Studentinnenlebens?

(Der folgende Blogpost verwendet die ausschließlich weibliche Bezeichnung der Studentinnen, weil a) 98% meiner Kolleginnen weiblich sind und b) sich Männer heute mal mit gemeint fühlen dürfen)

Studentinnen sind faul.
Studentinnen schlafen bis Mittags.
Studentinnen erscheinen dann zu spät zu ihrem ersten Kurs, der nie vor 12 Uhr beginnt.
Studentinnen gehen immer zu früh.
Studentinnen erfinden lustige Krankheiten, um Kurse nicht zu besuchen/früher zu verlassen/...
Studentinnen wollen immer Ausnahmen haben.
Studentinnen feiern die ganze Nacht.
Studentinnen können einen Sonntag von einem Wochentag nur unterscheiden, weil die meisten Supermärkte (für den Biernachschub) dann geschlossen haben.
Studentinnen haben immer Zeit. Zu viel Zeit.
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Kommt dir das bekannt vor? Ich höre solche Aussagen ständig oder lese sie in Zeitungen/Veröffentlichungen und schlauen Kommentaren. Und ganz bestimmt haben die Verfasserinnen (und Männer mit gemeint etc.) schon einige "solcher" Exemplare getroffen oder meinen "solche" Studentinnen zu kennen. Ich habe auch schon Studentinnen mit einer recht laschen Einstellung getroffen (an dieser Stelle sei geschrieben: Es waren fast ausschließlich Jus-Studentinnen... trotzdem käme ich nicht auf die Idee zu schreiben Jus-Studentinnen wären alle faul, betrunken und würden nur Perlenohrringe und Ralph Lauren Blusen tragen. Mir fallen nämlich postwendend genug Gegenbeispiele ein.).
Die Mehrzahl aller Studentinnen, die ich kenne und kennen lernen durfte, sind jedoch anders. Ganz viele davon sind interessierte, junge Menschen. Menschen, die bestimmte Fachbereiche sehr gerne mögen und durchaus viel Freizeit dafür verwenden sich selbst weiter zu bilden. Menschen, die um 3 Uhr Nachts Emails beantworten, weil sie nach ihrem (natürlich unbezahlten) Praktikumsjob noch etwas für die Uni machen wollen. Menschen, die schon eigene Kinder haben und ständig jonglieren und organisieren müssen, weil die Unis nicht fähig sind wirkliche Lernstätten zu bieten und stattdessen stumpfe Reproduktion mit Anwesenheitspflicht fordern. Menschen, die gleichzeitig arbeiten, studieren, Familie haben und oft auch noch unbezahlte Care-Arbeit leisten. Menschen, die aus einem anderen Land kommen und Schwierigkeiten mit dieser verteufelt schweren Sprache haben - und trotzdem für ihr Referat keinen englischen Text erhalten (obwohl es die in Hülle und Fülle gibt). Menschen, die sich selbstständig mit Themen auseinandersetzen und dann von Seminarleiterinnen einen emotionalen Abwasch zu erhalten, weil sie doch die gleiche Fragestellung (mit den gleichen vorgegebenen Texten...) wie die Studentinnen vom SoSe 2008/SoSe 2009/SoSe2010/... bearbeiteten sollten. Man wisse ja schließlich, dass dann ne gewisse Qualität kommen würde.
Studentinnen sind vielfältig. Und egal wie bestrebt, engagiert oder faul jemand ist, keinem ist mit einer solchen Ansage geholfen:

"Eine Mitschrift oder Onlinefolien gibt es bei mir nicht. Sie sind Studentinnen, sie haben sowieso zu viel Zeit. Sie müssen also herkommen und mir zuhören. Erklären sie mir nicht, dass sie keine Zeit haben, das ist doch Schwachsinn. Und die Texte, die ich online stelle, die reichen nicht für eine Vorbereitung. Nur damit sie es wissen."

Immerhin eines schafft man so: Die Studentinnen vernetzen sich. Aber kann das der Anspruch des Ganzen sein? Bestimmt spricht sehr viel (schlechte) Erfahrung aus diesen Sätzen, aber gerade in unserem (sozialen) Fachbereich muss es doch ansatzweise möglich sein einen diskriminierenden Tunnelblick zu vermeiden. Denn wenn nicht, tja, dann werden die Geisteswissenschaften irgendwie ad absurdum geführt. Und es wäre doch traurig, wenn Sheldon Cooper recht behalten würde mit seinen Thesen zur unnötigen Existenz von Geisteswissenschaften. Oder? 

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