Mittwoch, 25. Juli 2012

"Findest du dein Verhalten ok?"

Man erwartet den Satz aus der Überschrift eventuell in einem Gespräch zwischen Eltern und Kind. Dort hätte er sicherlich Sinn. Mir begegnete diese Nachfrage jedoch in Kombination mit einem 60kg Kangal, der meinte mich verspeisen zu wollen.

Da frage ich mich tatsächlich: Muss sowas sein?

Generell kann es mir nämlich egal sein, ob diese 60kg ihr Verhalten ok finden, ich finde es nicht ok. Ich finde es eher nervig und gefährlich, wenn diese 60kg 200m Anlauf haben und Frauchen völlig tiefenentspannt und reaktionslos folgt. Im Zweifelsfall habe ich die Schmerzen und die Tierarztrechnung am Hals während der Kangal sich noch genau überlegt, ob sein Verhalten ok ist.

Früher dachte ich, dass Reizangelspiele und Treibballspiele nach Rütter ein Graus der Hundeerziehung wären. Mittlerweile würde ich mir mehr Rütter und weniger Wattebauschwerfer wünschen. Diese vollkommen antiautoritäre und weltfremde Hundeerziehung birgt mindestens genauso viele Gefahren wie die falsche Auslastung oder die Missachtung von grundlegenden Bedürfnissen. Bei einem 5kg Hund mag eine solche Einstellung nicht so schwerwiegende Folgen aufweisen, bei 60kg jedoch ist das Thema ernst.

Ein Hund ist ein Hund. Ist ein Hund. Ist ein Hund. Und um in der heutigen Gesellschaft zurecht zu kommen ist eine gewisse Koexistenz und Kooperationsbereitschaft notwendig. Dazu gehört entweder den Hund zu erziehen, so dass er im Freilauf keine Gefahr für andere darstellt, ODER die Leine bleibt am Hund und der Freilauf muss gesichert stattfinden. Und auch im gesicherten Freilauf, auf Hundewiesen gibt es Regeln. Eine ganz wichtige sollte sein: "Mein Hund darf keine anderen Halter oder Hunde fressen wollen." Gar nicht so schwer. Eigentlich.
Und wenn mein Hund andere fressen will, dann sollte ich mich dringend damit auseinandersetzen und ihn nicht ausgiebig nach seinen Befindlichkeiten befragen. Dann sollte ich entweder einen vernünftigen (!) und kompetenten (!) Trainer konsultieren oder den Hund in geeignete Hände übergeben. Ich sollte zumindest nicht die Situation als gegeben hinnehmen und diesem Hund ein Leben mit Maulkorb und Leine aufzwingen. Oder die Situation verharmlosen und sie einfach so laufen lassen.

Daher ist die Antwort des Hundes auf die Frage "Findest du dein Verhalten ok?" wahrscheinlich "Nein, aber es ist ein Symptom, dass auf einen Fehler im System hinweist. Und ich weiß mir nicht anders zu helfen." Und da lässt sich doch ansetzen, nicht wahr?

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