Freitag, 9. März 2012

Zeit, Zeit haben, Zeit nehmen, Freizeit und andere Zeiten




Zeit ist ein wichtiges Gut in unserer heutigen Gesellschaft. Wir haben oft das Gefühl, dass uns die Zeit davon läuft, dass wir nicht genug Zeit haben. Der Satz "Mein Tag müsste 48 Stunden haben!" ist zum Allgemeingut geworden. Doch wieso?

Gehen wir einige Jahre zurück. Vor 60-70 Jahren waren viele unserer heutigen Technologien noch nicht im Handel oder überhaupt für Privatpersonen zugänglich. Kaffeemaschinen, Toaster, Backöfen mit Zeiteinstellung, Waschmaschinen oder Geschirrspüler waren noch Fremdwörter. Alles Dinge mit denen wir heute sehr viel Zeit sparen können. Wir können nebenher Kaffee kochen, ein komplettes Menü im Thermomix machen, Wäsche waschen, das Geschirr spülen und mit einem Saugroboter das Haus saugen.

Wieso beschweren wir uns also über zu wenig Zeit, wenn wir doch viel mehr haben müssten?
Die Antwort liegt wohl darin, dass wir versuchen möglichst optimal und effizient zu arbeiten. Wir wollen alles schaffen, uns selbst stylen, die Küche verschönern und ganz nebenher noch arbeiten, Kinder erziehen und mit den Hunden Spaß haben. Wir füllen uns die Tage bis obenhin und haben jeden Abend das Gefühl, dass es nicht gereicht hat.
Ist das gesund? Ist das sinnvoll?
Lange Zeit galten Samstag und Sonntag als freie Tage an denen man ausruht, den Tag genießt und vielleicht einen kleinen Ausflug macht. Die Tage wurden zur Erholung oder für Hobbys genutzt.
Heute ist der Samstag voll mit dem gemeinsamen Wocheneinkauf, die Kinder gehen derzeit in ein Spielland, am Nachmittag kommen Freundinnen, die unter der Woche keine Zeit haben und man versucht alle möglichst gut zu bewirten. Am Sonntag haben die einen dann Fußballturniere, die andere Treffen mit den Großeltern, andere gehen auf Reitturniere, Hundeturniere, machen den Garten fertig und man widmet sich all dem was unter der Woche liegen geblieben ist.
Es beschleicht einen das Gefühl, dass wir nicht mehr merken, wann es genug ist. Wann habe ich genug getan? Kann man je genug tun? Ist es notwendig, dass ich genauso fleißig bin wie die Nachbarin oder genieße ich vielleicht ein wenig mehr? Ist ein sauberes Haus und ein perfekter Garten immer gleich zu setzen mit Lebensqualität? Oder kann ein Backnachmittag mit den Kindern und einer halb demolierten Küche nicht viel entspannender sein, wenn man nicht den Zwang hat danach alles perfekt erscheinen zu lassen?

Natürlich ist das überspitzt formuliert. Aber manchmal sollten wir die Zeit nicht nur als wichtiges Gut wahrnehmen, sondern sie auch so behandeln. Freie Räume schaffen, auch mal Aufgaben delegieren, etwas mal liegen lassen und dafür ein gutes Buch lesen.

Wir haben genug Zeit. Wir verlernen nur immer öfter sie auch so zu nutzen.

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