Montag, 9. April 2012

Wie, ihr Kind krabbelt noch nicht?



Wöchentlich erhalte ich verschiedene Onlineratgeber von unterschiedlichen Babynahrungsherstellern, Hebammenberatungen oder Kleidungskonzernen. Viele greifen dabei gerne die Entwicklung des Kindes auf. Und ganz beliebt sind dann die Standards, die das Kind bis dahin erreicht haben muss.

So erhielt ich letztens einen Ratgeber, der besagte: "Ihr Kind ist nun XYZ-Wochen alt. Es plappert, ahmt Laute nach und versucht sich mit ihnen zu verständigen. Macht ihr Baby dies noch nicht müssen sie mehr mit ihm sprechen, denn sprechen fördert das Verhalten." Sehr nett!

Irgendwie hat man direkt ein unterschwellig schlechtes Gefühl. Rede ich zu wenig mit meinem Kind? Beeinträchtige ich eine optimale Entwicklung? Lallt sie genug? Ahmt sie mich nach? Was soll ich tun, damit sie sich verbessert?

Ich verstehe nicht, dass die Botschaften der verschiedenen Konzerne so verfasst werden müssen. Zumal mit dem Zusatz, dass diese Empfehlung von einer Ernährungswissenschaftlerin/Mutter/Hebamme/Expertin kommt. Als Expertin, Mutter und Hebamme sollte sie wissen, dass jedes Kind sich individuell entwickelt (als Ernährungswissenschaftlerin vielleicht nicht unbedingt). Ein Kind kann sich beginnen zu drehen und stellt es dann wieder ein, weil eine andere Fähigkeit gerade spannender ist. Na und? Das ist normal, das ist passend. Der ständige Druck auf die Mütter ist eher kontraproduktiv, da es sehr wahrscheinlich nur die erreicht, die sich sowieso sehr viel Mühe geben.

Ich ärgere mich oft genug über Müttergruppen in denen es nur darum geht wer gerade den weitesten Entwicklungsstand hat. "Meines kann dies.. ach ihres nicht?" Nein, mein Kind kann das noch nicht. Stört mich aber nicht.

Die Entwicklung eines Kindes ist kein Wettlauf oder Kräftemessen. Das Kind wird sich nicht besser entwickeln wenn man andauernd pusht, Zwang oder Druck ausübt. Man kann fördern und dem Kind alle Möglichkeiten geben. Und dann muss man das Kind auch einfach einmal "lassen". Entwickeln lassen, genießen lassen, erfreuen lassen.

Vielleicht sollten die ExpertInnen ein bisschen weiter denken als nur bis zur verkauften Pre-Milch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen